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Projektbeschreibung

Intensivprogramm:

Der Beitrag der islamischen Bildung zur Integration der MuslimInnen in die europäische Union

  • Laut dem im März 2005 veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation International Helsinki Federation For Human Rights (IHF) zur Lage der MuslimInnen in der europäischen Union wird sich die Zahl der in Europa lebenden MuslimInnen (der Bericht schätzt sie auf 20 Millionen) bis zum Jahre 2015 verdoppeln. Die Mehrzahl dieser „neuen" MuslimInnen wurde hier in Europa geboren. Sie wachsen hier auf und besuchen verschiedenste Bildungsinstitutionen (Schulen und Hochschulen) Europas und werden mit vielen neuen Fragen konfrontiert; sie „leben in zwei Welten" (Weiss 2007). Viele muslimische Eltern haben daher Angst vor dem Verlust der islamischen Identität ihrer Kinder und schicken diese in die Moscheen, um dort den Islam in den Koranschulen zu lernen. Dieser Religionsunterricht in den Moscheen wird von muslimischen Gelehrten abgehalten, denen in der Regel pädagogisches und didaktisches Fachwissen fehlt. Daher haben einige europäische Länder den islamischen Religionsunterricht in ihr Schulsystem eingeführt, um nicht nur für eine fachpädagogische und -didaktische Vermittlung religiöser Inhalte zu sorgen, sondern auch um den Religionsunterricht überschaubar zu machen und ihn vor Missbrauch oder Instrumentalisierung zu schützen. Österreich war das erste europäische Land, das den Islamunterricht an seinen Schulen eingeführt hat: seit dem Schuljahr 1982/83 wird hier für muslimische SchülerInnen ein islamischer Religionsunterricht angeboten, an dem heute über 40000 SchülerInnen, die von rund 350 LehrerInnen an ca. 2.700 Standorten betreut werden, teilnehmen. Seit 1998 werden die ReligionslehrerInnen für den Islamunterricht an Pflichtschulen an der islamischen Religionspädagogischen Akademie (IRPA) ausgebildet. Seit dem Wintersemester 2006/07 werden die ReligionslehrerInnen für die höheren Schulen an der Universität Wien ausgebildet. Auch andere europäische Länder haben mittlerweile den Islamunterricht an ihren Schulen eingeführt (z.B. In Deutschland in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen, in den Niederlanden und Großbritannien vor allem an Privatschulen), und immer mehr Stimmen werden in der EU laut, die für eine Einführung des islamischen Religionsunterrichts an europäischen Schulen plädieren.
  • Der islamische Religionsunterricht sollte aber nicht nur die Aufgabe haben, religiöse Inhalte zu vermitteln, sondern auch über diese Inhalte zu reflektieren und sie darüber hinaus im Lichte des Zusammenlebens der MuslimInnen mit Andersgläubigen in einer pluralen europäischen Gesellschaft kritisch zu hinterfragen. Welche Probleme und Fragen fordern heute das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen in Europa heraus und wie kann die islamische Religionspädagogik zu deren Bewältigung beitragen? Wie ist eine islamische Erziehung, die zur Herausbildung und Etablierung der europäischen Identität neben der islamischen beitragen soll, zu konzipieren? Wie lassen sich islamisch-religiöse Inhalte mit modernen Werten, wie Menschenrechte, Pluralismus, Demokratie, Meinungsfreiheit usw. vereinbaren? Inwieweit kann eine offene Islamauffassung zum Abbruch mit Traditionen, die sich mit der Menschenwürde nicht vereinbaren lassen (z.B. Zwangverheiratung, Ehrenmorde, Frauendiskriminierung usw.) beitragen? Welche didaktischen Mittel sind für die Herausbildung eines neuen islamischen Bewusstseins notwendig, das den Islam als ethische und spirituelle Quelle auffasst, und nicht als Reservoir an Praktiken und Symbolen, auf die gelegentlich zurückgegriffen wird, um Grenzen zwischen dem Selbst und dem Anderen zu ziehen?
  • Im Rahmen des geplanten IP (Intensiv Programm), sollten in Zusammenarbeit von Studierenden der Soziologie, der Pädagogik, der Religionspädagogik und der Theologie, Antworten auf diese Fragen gesucht werden. Diese werden dann in einer mehrsprachigen Homepage der Allgemeinheit zugänglich gemacht und sollten primär als Orientierung für islamische ReligionslehrerInnen, PädagogInnen und ErzieherInnen in Europa dienen.

Forschungseinheit Islamische Religionspädagogik
Institute für Bildungswissenschaft
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